Die Bundesarchitektenkammer (BAK) begrüßt die Entscheidung für ein eigenständiges Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und gratuliert der Bundesministerin Klara Geywitz (SPD) zum neuen Amt.
Die entscheidenden Weichen für die Zukunft unserer gebauten Umwelt mit den Handlungsfeldern Bezahlbarer Wohnraum, Landschaft und ländlicher Raum, Umbau vor Neubau und Innenstadt müssen in den kommenden Monaten gestellt werden. Die schnelle Regierungsbildung lässt hoffen, dass die Arbeitsstrukturen ebenfalls zügig etabliert werden können, um die Bauwende einzuleiten.
Die Bundesarchitektenkammer steht als Partner für die Bearbeitung weiterer Aufgaben wie Schaffung von bezahlbarem Wohnraum im Zeichen der Nachhaltigkeit, Erarbeitung einer Umbauordnung, Novellierung der HOAI und Überarbeitung des GEG zur Verfügung. Die erfolgreichen Projekte der Vergangenheit wie Wohnraumoffensive oder Serielles Bauen zeigen den Wert bisheriger Kooperationen zwischen Kammern, Verbänden und dem Ministerium.
„Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit der neuen Ministerin Klara Geywitz und ihrem Team,“ sagt Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer. „Die Herausforderungen für den Bausektor sind gewaltig. Nicht nur die Politik, auch die Architektinnen und Architekten aller Disziplinen stehen vor einem Paradigmenwechsel. Die Digitalisierung von Wirtschaft, Kultur und Alltag, die spürbaren Auswirkungen des Klimawandels sowie wachsende demographische und soziale Ungleichentwicklungen stellen Planerinnen und Planer vor neue Herausforderungen. Denn sie sind es, die mit Entwürfen für Städte, Häuser und Landschaften der gesamtgesellschaftlichen Transformation die passenden Räume geben.“
Der Titel der von der Ampel-Koalition vereinbarten Arbeitsgrundlage „Mehr Fortschritt wagen“ beschreibt die Hoffnungen, die auch die Bayerische Architektenkammer mit dem Neustart verbindet.
„Die Schaffung eines eigenständigen Bundesministerium ist ein erster Schritt auf diesem Weg. Nur so kann der von der neuen Bundesregierung angestrebte Aufbruch in der Bau-, Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik zu konkreten Erfolgen führen“, kommentiert Prof. AA Dipl. Lydia Haack, Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer, diese Entscheidung. „Das ehrgeizige Ziel, 400.000 Wohnungen jährlich zu bauen, die geplante Einführung eines Bau-, Wohnkosten- und Klimachecks sowie Normen und Standards beim Bauen im Sinne der Kosten und nicht der Qualität zu reduzieren, sind Vorhaben, von denen die Gesellschaft in ihrer ganzen Breite profitiert.“
Haack betont auch die Notwendigkeit, den Umgang mit dem Baubestand neu zu denken: „Zeitgemäße Baukultur ist Umbaukultur. Im Interesse eines nachhaltigen Klimaschutzes müssen wir die anstehenden Bauaufgaben vorrangig mit dem Gebäudebestand lösen. Und wo das nicht möglich ist, muss eine Kreislaufwirtschaft standardmäßig etabliert werden, um freiwerdende Materialien für Neubauten nutzbar zu machen.“
Positive Ansätze sieht die Bayerische Architektenkammer darüber hinaus bei der Digitalisierung im Baubereich, bei der Städtebauförderung und bei der Eindämmung des Flächenverbrauchs. Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen stehen bereit, um diese Pläne mit ihrer Expertise zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund begrüßt die Kammer besonders die Absicht der neuen Bundesregierung, die längst überfällige Reform der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) anzugehen und die Leistungsbilder der aktuellen Komplexität der Planungsprozesse anzupassen. „Denn nur eine qualitätvolle Planung sichert ein qualitätvolles Ergebnis“, so Kammerpräsidentin Haack.