05/2021 Formel mit Bestand: 1-1-100-100

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Foto: Vlado Paunovic

 "Im Gebäudesektor muss mehr passieren, die Zahlen sagen das ganz eindeutig."

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) bei der Vorstellung der Klimabilanz 2020 am 16.03.2021

Deutschland soll bis 2050 klimaneutral werden! Dieses Ziel wurde 2016 formuliert aufgrund der dringenden Notwendigkeit, den Klimawandel auf ein für Ökosystem und Gesellschaft erträgliches Maß abzumildern. Mit der Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens wurde dies auch auf europäischer Ebene als gemeinsame Aufgabe anerkannt. Die zur Verfügung stehenden Maßnahmen zur effektiven CO2-Einsparung sollten in allen Sektoren rasch und effektiv umgesetzt werden. Denn die Zeit, in der wir auf das Klima im Sinne des 1,5°Grad-Ziels einwirken können, wird mit jedem verstrichenen Jahr knapper und der Handlungsdruck größer.

Doch die Rahmenbedingungen, Anreize und Förderungen, die Deutschland seitdem vorgibt, greifen nur zögerlich. Potenziale zur CO2-Einsparung und zum Ressourcen- und Artenschutz scheinen nicht ausgenutzt. Eines dieser Potenziale liegt im Gebäudebereich, der über 40% der jährlichen CO2-Emissionen produziert, einen großen Ressourcenverbrauch aufweist (z.B. 517 Millionen Tonnen mineralische Baustoffe pro Jahr) und ein Abfallaufkommen von jährlich 209 Millionen Tonnen bilanziert (Quelle: Zentrum Ressourceneffizienz). Da liegt es nahe, schon verbaute Energie und Ressourcen in Gebäuden zu bewahren und eine nachhaltige Sanierungsstrategie anzustreben. Eine nennenswerte Erhöhung der Sanierungsrate über die jährlichen 2% hinaus konnte in Deutschland aber bisher nicht erreicht werden.

Daher fordern nun die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und die Bundesarchitektenkammer (BAK) von der nächsten Bundesregierung ein entschiedenes und systematisches Handeln entlang eines Sofortprogramms für den Gebäudebereich. Dieses soll Baukultur, Klimaschutz und die gesamtgesellschaftliche Verantwortung in Einklang bringen, u.a. mit neuen ordnungspolitischen Maßnahmen, die die "Gesamt-Lebenszyklus-Treibhausgas-Bilanz" langfristig verbessern und Betroffene finanziell nicht überfordern. Das Bündnis zeigt auf, wie die Bundesregierung mit dem Prinzip "1-1-100-100" die Potenziale zur Erreichung der Klimaziele aus der Bau- und Immobilienwirtschaft heben könnte:

  • 1 Million klimaneutral sanierte Gebäude – Bis 2025 schafft die Bundesregierung Anreize und Rahmen für klimaschonende, energetische Sanierungen von einer Million Bestandsgebäude (Energie-Effizienzstandard von EH55 bzw. EG55) und sichert einen klimaneutralen Betrieb (inkl. Betriebsenergie wie Nutzerstrom). Ab 2025 werden jährlich eine Million weiterer Bestandsgebäude entsprechend saniert.
  • 1 Million individuelle Sanierungsfahrpläne – Bis 2025 finanziert die Bundesregierung mindestens eine Million individuelle, kostenfreie Sanierungsfahrpläne. Dieses Instrument wird mit den klimapolitischen Zielgrößen verknüpft und in der Breite etabliert. Bis Ende 2029 sind für alle nicht sanierten Gebäude valide Fahrpläne vorzulegen.
  • 100 Prozent Transparenz – Bis 2025 hat die Bundesregierung den energetischen Zustand des gesamten Gebäudebestandes in Deutschland in vergleichbaren Bedarfsausweisen über ein zentrales, öffentlich zugängliches Register erfasst.
  • 100 Tage Zeit – Innerhalb der ersten 100 Tage stößt die neue Bundesregierung, transparent und externe Experten und Praktiker einbeziehend, die Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) sowie der Bundesförderung Effiziente Gebäude (BEG) an.

Das Bündnis aus DUH, DGNB und BAK steht mit diesen Forderungen nicht alleine. Auch andere Verbände und Organisationen, u.a. die Fridays4future- und cradle to cradle-Bewegungen treten dafür ein, Abriss und Ersatzneubauten kritisch zu hinterfragen und stattdessen eine wirksame Sanierungsstrategie zu verfolgen. Nun ist die Politik am Zuge.

Die „BEN – Beratungsstelle Energieeffizienz und Nachhaltigkeit“ unterstützt die Umsetzung der Sanierungsstrategie mit kostenfreien Beratungen zu Maßnahmen der Gebäudesanierungen sowie zu Förderungen und Nachweisverfahren. Sprechen Sie uns gerne an: Tel: 089 139880 88 oder schreiben Sie an ben@byak.de.

Autorin: Kathrin Valvoda

Weiterführende Links

Gemeinsame Position BAK, DGNB, DUH: Formel 1-1-100-100
Link

Pressemitteilung der Bayerischen Architektenkammer vom 30.04.2021 zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) zum Bundesklimaschutzgesetz
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[Die Links wurde zuletzt am 29.04.2021 geprüft] 

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