10/2021 Neue Bundesförderung für "Effizienzhaus NH-Klasse"
BEN
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01. Oktober 2021
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Klimaschutz
Wohnsiedlung Lisbjerg Bakke, Aarhus (DK), Vandkunsten Architects
"Nützliches muss profitabel werden, Schädliches unrentabel."
Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker (Club of Rome)
Mit der Neuordnung der Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude (BEG) ging zum 1. Juli 2021 auch ein neuer Förderbaustein "Effizienzhaus Nachhaltigkeits (NH)-Klasse" an den Start. Gebäude mit Nachhaltigkeitszertifizierung können damit unter bestimmten Voraussetzungen eine zusätzliche Förderung erhalten. Dies ist ein wichtiger Schritt, um neben der Energieeffizienz nun auch die Umsetzung gebäudebezogener Nachhaltigkeitsaspekte zu fördern.
Für die Förderung als "Effizienzhaus NH-Klasse" ist eine Zertifizierung des Gebäudes mit dem staatlichen "Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude" (QNG) erforderlich. Die notwendigen Infos und Unterlagen zum QNG stellt das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) im „Informationsportal Nachhaltiges Bauen“ (www.nachhaltigesbauen.de) zur Verfügung. QNG-Siegelvarianten gibt es derzeit nur für den Neubau von Wohngebäuden, die Kriterien für Nichtwohngebäude sind in Arbeit. Es wird damit gerechnet, dass diese frühestens Anfang 2022 zur Verfügung stehen. Bis Ende 2022 sind auch Varianten für den Bestand geplant.
Aktuell nur für Neubau-Wohngebäude
Aufgrund der noch fehlenden Siegelvarianten wird derzeit das Qualitätssiegel nur für den Neubau von Wohngebäuden vergeben. Demnach kann auch die Förderung der NH-Klasse derzeit ausschließlich für diese in Anspruch genommen werden, obwohl auf den Infoseiten der KfW auch für Nichtwohngebäude (Neubau und Sanierung) die NH-Klasse als Fördermöglichkeit genannt wird. Ein Hinweis darauf, dass hier die Voraussetzungen der Förderung nicht gegeben sind, fehlt.
Wie kommt man zum QNG?
Grundvoraussetzung für die Vergabe des QNG ist die Nachhaltigkeitsbewertung mit einem bei der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) registrierten Nachhaltigkeitsbewertungssystem. Diese sind derzeit:
- DGNB Neubau Wohngebäude, Version 2018 (DGNB NWO18)
- Qualitätssiegel Nachhaltiger Wohnungsbau (NaWoh V3.1)
- DGNB Neubau Kleine Wohngebäude, Version 2013 (DGNB NKW 13.2)
- Bewertungssystem Nachhaltiger Kleinwohnhausbau (BNK_V1.0).
Die alleinige Zertifizierung mit einem dieser Systeme, egal in welchem Qualitätsstandard, genügt allerdings nicht. Die QNG-Anforderungen sind zusätzlich nachzuweisen und sorgen dadurch für einen einheitlichen Bewertungsmaßstab. Es handelt sich dabei um ausgewählte Einzelkriterien zu Treibhausgasen, Primärenergie, nachhaltiger Materialgewinnung, Schadstoffvermeidung in Baumaterialien und zur Barrierefreiheit. Der QNG-Nachweis erfolgt zusammen mit der Nachhaltigkeitsbewertung durch die Zertifizierungsstelle des Systemanbieters.
Braucht man einen Nachhaltigkeits-Experten?
Die BEG selbst stellt keine speziellen Anforderungen an einen Nachhaltigkeits-Experten, auch das QNG schreibt hier nichts vor. Da eine Nachhaltigkeitszertifizierung mit einem der genannten Systeme benötigt wird, gelten hier jeweils die Anforderungen des Systemanbieters. DGNB und BNK veröffentlichen Listen ihrer zugelassenen Auditoren. Für NaWoh gelten keine spezifischen Anforderungen an einen Nachhaltigkeitskoordinator.
Wie hoch ist die Förderung?
Für die NH-Klasse wird ein um 2,5% höherer Zuschuss zum Effizienzhaus gewährt (z.B. bis zu 9.750 € je Wohneinheit beim EH40). Außerdem wird die Nachhaltigkeitszertifizierung zur NH-Klasse gefördert. Wie bei der Baubegleitung zur Energieeffizienz ist hierfür ein Zuschuss bis zu 5.000 € für Ein- und Zweifamilienhäuser bzw. 2.000 € je Wohneinheit (max. 20.000 €) möglich. Ein Wermutstropfen ist jedoch, dass die Förderung der NH-Klasse nur alternativ zur EE-Klasse mit derselben Förderhöhe erfolgen kann. Die Förderung „rentiert“ sich derzeit also nur, wenn die EE-Klasse (> 55% erneuerbare Energien) nicht erreicht werden kann. Für eine ganzheitliche Förderung des nachhaltigen Bauens würde man sich hier ein "Und" statt eines "Oder" wünschen.
Autorin: Petra Wurmer-Weiß
