BEN-Update: Webinar "Klimaanpassung am und ums Gebäude"

Avatar of BEN BEN - 02. Dezember 2021 - Klimaschutz

> Video-MITSCHNITT des BEN-UPDATES

 

Wetterereignisse wie starke Hitze, Starkregen mit Überschwemmungen, Dürre und Trockenheit oder Stürme werden in vielen Teilen Deutschlands in Häufigkeit und in Intensität zunehmen. Dies ist verbunden mit Risiken für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen, aber auch für materielle Werte wie bauliche Infrastrukturen und Immobilien.

Dabei ist jeder einzelne gefordert, selbst Vorsorge zu treffen und Maßnahmen zu ergreifen, um das eigene Haus und Grundstück klimagerechter zu gestalten und vor den Folgen des Klimawandels zu schützen. Das Webinar der Beratungsstelle Energieeffizienz und Nachhaltigkeit (BEN) zeigt anhand dreier Vorträge Wege auf, sich zu informieren und Maßnahmen für die eigene Immobilie auszuwählen und umzusetzen.

Vorträge und Dozenten:


Organisation:
Dipl.-Ing. Arch. Kathrin Valvoda, Energieberaterin, Referentin der BEN

Das Webinar fand am 02.12.2021 statt und kann unter diesem Link abgerufen werden.

Was ist Ihre Meinung? Schreiben Sie doch einen Kommentar zu diesem Thema und diskutieren Sie mit!

Haben Sie Fragen zum Thema Klimaanpassung oder Gebäudebegrünung oder zum nachhaltigen Planen und Bauen? Kontaktieren Sie die "BEN – Beratungsstelle Energieeffizienz und Nachhaltigkeit" per E-Mail, telefonisch unter 089/139880 88 oder über das Kontaktformular auf www.byak-ben.de.

Wir freuen uns über Ihre Anfragen!

Fragen & Antworten

Wie schwer kann eine extensive Dachbegrünung pro m² werden – besonders nach Regen?

Eine wassergesättigte extensive Dachbegrünung kann bis zu ca. 120 kg/m² wiegen.
Bei zusätzlichem Wasseranstau unter der Substratebene bis zu einer Höhe von 60 mm mit gedrosseltem Abfluss kann das Gewicht bis zu ca. 155 kg/m² betragen.

Beschädigen Selbstklimmer wie Efeu oder Wilder Wein Holz- oder Blockbohlenfassaden?

Das Material selbst wird nicht beschädigt, aber die Bohlen haben Fugen, in die beide Kletterpflanzen hineinwachsen können. Durch das Dickenwachstum der Triebe können sie die Bohlen aus den Halterungen drücken oder die Hinterlüftung behindern. Beide Kletterpflanzen weisen den sogenannten negativen Phototropismus auf, was bedeutet, dass sie lichtfliehende Triebe ausbilden, die ins Dunkle wachsen, um sich zu verankern. Mit seinen haarfeinen Trieben kann Efeu in feinste Risse hineinwachsen, Wilder Wein benötigt schon eher Spalten und überbrückt enge Fugen mit seinen einzelnen Haftscheiben.

Kann man an allen Fassaden eine Begrünung realisieren? Beschädigen die Pflanzen die Fassaden?

Alle Selbstklimmer und als Ausnahmen auch die Schlinger (Blauregen und Immergrünes Geißblatt) weisen den negativen Phototropismus auf (siehe oben). Sie wachsen in Risse, Spalten, Lüftungsöffnungen oder Rollladenkästen und verursachen hier Schäden. Die richtige Pflanzenauswahl beschädigt die Fassade nicht und schützt sie zudem z.B. vor Hagel und extremen Temperaturschwankungen.

Was muss man bei der Fassadenplanung im Neubau berücksichtigen?

Der Fassadenaufbau, die eventuell erforderliche Kletterhilfe, die Kletterstrategie und das Wuchsverhalten (z.B. negativer Phototropismus) müssen mit der Fassade zusammenpassen. Eine Begrünung mit Selbstklimmern ist z.B. bei einem Wärmdämmverbundsystem (zu hohes Gewicht der Pflanze) und bei hinterlüfteten Fassaden (Fugen, siehe oben) nicht möglich. Halterungen für Kletterhilfen müssen eingeplant und vor der Dämmung, Putz oder Fassadenplatten montiert werden.

Wie ist der Fassadenaufbau bei wandgebundenen Fassadenbegrünung?

Es gibt nicht den einen Fassadenaufbau, sondern eine Vielzahl von Systemen: Regalsysteme (horizontale Wuchsebene z.B. in Langrinnen oder lineare Kästen), Modulare Systeme (rechteckige vorkultivierte Kästen mit vertikaler Wuchsebene), Flächige Systeme (flächige vertikale Wuchsebene mit Substrat hinter einem Geotextil/Vlies, in dem die Pflanzen eingesetzt werden). Gemein ist allen, dass sie eine automatische Bewässerung benötigen. Die beiden Systeme mit vertikaler Wuchsebene werden an einer vorgesetzten Wand montiert, ähnlich einer hinterlüfteten Fassade.

Was muss man zum Thema Brandschutz bei Fassadenbegrünung wissen?

Das Thema Brandschutz findet erst seit relativ kurzer Zeit Beachtung bei Fassadenbegrünungen. Es bedarf noch einer eingehenderen Betrachtung und einer eigenen Veranstaltung. Auf jeden Fall sollte man sich bei mehrstöckigen Gebäuden mit den örtlichen Brandschutzbehörden in Verbindung setzen.

Inwieweit kann man eine intensive Dachbegrünung im Bestand, also nachträglich, umsetzen? (Stichwort: Statik) Gibt es hier Bauweisen oder Bauten aus bestimmten Jahren, die sich dafür besser, oder schlechter eignen? (Stahlbeton, Mauerwerk, Holzbau, ....)

Man kann durchaus Flachdächer oder sogar Satteldächer nachträglich begrünen. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele. Es ist in jedem Fall erforderlich einen Statiker hinzuziehen, denn die Begrünung muss mit ihrem zusätzlichen Gewicht in die Berechnung einfließen. Pauschal nach Gebäudekonstruktion oder Baualtersklassen lässt sich das nicht einordnen.

Wenn die Dachkonstruktion des Bauwerks für eine nachträgliche intensive Dachbegrünung nicht ausreichend dimensioniert ist, lässt sich eine extensive Begrünung in Erwägung ziehen. Der Hintergrund ist hierbei, dass eine intensive Dachbegrünung recht hohe Lasten hervorrufen kann, da die wassergesättigte Auflast im Wesentlichen abhängig ist von der Aufbauhöhe, von den verwendeten Pflanzen und Pflanzsubstraten und der Wasseranstauhöhe. Die Aufbauhöhe kann hier 15 bis ca. 100 cm oder mehr betragen und entsprechend hohe Lasten verursachen (ab ca. 240 kg/m² bis über 1000 kg/m²).

Bei einer extensiven Dachbegrünung hingegen (der Begriff meint pflegeextensiv = geringer Pflegeaufwand), beträgt die Aufbauhöhe in der Regel zwischen 8 und 12 cm, im Fall eines Biodiversitätsdaches in Teilbereichen bis zu 20 oder 25 cm und wiegt entsprechend weniger. Hier liegt die Spanne bei ca. 120 bis 155 kg/m². Sehr leichte Begrünungsaufbauten können bei ca. 6 cm Aufbauhöhe ab ca. 55 kg/m² wiegen.

Welche Studie zeigt, dass 30% der Insektenarten seit 1989 ausgestorben sind?

Die genannten Zahlen basieren auf folgenden Studien/Berichten:

  • Ein Drittel aller Wildpflanzenarten und ein Drittel aller Säugetierarten in D im Bestand gefährdet (WWF)
    Link
  • Rückgang des Bestandes an Fluginsekten um über 75%:
    Link 1; Link 2
  • Studie TUM
    Link

[Die Links wurden zuletzt geprüft am 13.12.2021]

 

Welche Studien zeigen, dass urbanes Grün nachweislich positive Auswirkungen auf Erholung haben?

Unter anderem folgende Veröffentlichungen zeigen den Zusammenhang zwischen Erholung und urbanen Grün:

  • Einen Einstieg in das Thema bietet das "Weißbuch Stadtgrün: Grün in der Stadt − Für eine lebenswerte Zukunft " des Bundesinnenministeriums:
    Link
  • umfangreicher Forschungsbericht der ARL „Planung für gesundheitsfördernde Städte":
    Auf S. 307 findet sich hier z.B. die Studie aus den 1980er-Jahren, die nachwies, dass Patienten mit Blick auf Grün aus dem Fenster schneller genesen als die Vergleichsgruppe. (Ulrich, R. (1984): View through a window may influence recovery from surgery. In: Science 224 (4647),420-421.
    Link
  • Gesundheitliche Wirkung von Stadtbäumen:
    Link
  • Städte in Europa, die sich durch eine hohe Anzahl unterschiedlicher Vogelarten auszeichnen, gehören gleichzeitig zu denen, in denen die Lebenszufriedenheit der Einwohner am höchsten ist:
    Link
  • Beobachten und Erleben von Vögeln im täglichen Umfeld wirkt positiv auf die Zufriedenheit und die psychische Gesundheit. Süddeutsche Zeitung (2019): Vögel bringen Glück verweist auf unterschiedliche Forschungsprojekte:
    Link

Auch ganz ohne Studie kann die positive Wirkung von Grün selbst beobachtet werden: Man wird kaum eine Freischankfläche, z.B. an Gehwegen, ohne Töpfe oder Tröge mit Pflanzen entdecken – Gastronomen wissen bewusst oder unbewusst von der Wirkung von Grün.

[Die Links wurden zuletzt geprüft am 13.12.2021]

Weiterführende Links

  • Gründachpflege – Nachhaltige Sicherstellung der positiven Wirkungen von Dachbegrünungen durch fachgerechte Pflege und Wartung
    Link
  • BEN-Blog 01/2022 "Klimaanpassung am und ums Gebäude"
    Link
  • BEN-Blog 12/2021 "Besser den Spatz in der Hand…" – Vögel und biologische Vielfalt in Städten und Gemeinden
    Link
  • BEN-Blog 08/2021 Grüner wird's nicht – oder doch?
    Link
  • BEN-Blog-Beitrag 22/03/2021 Tag des Wasser
    Link

 

[Die Links wurden zuletzt geprüft am 13.12.2021]

 

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