11/2019 Innen vor Außen

Avatar of BEN BEN - 01. November 2019 - Klimaschutz

Erneuerung der Ortsmitte, Pressing - OT Rothenkirchen

Architektouren 2017, Erneuerung der Ortsmitte, Pressing - OT Rothenkirchen, LATZ+PARTNER

Foto: Nicolai Brenner

„Jeder Eingriff eine Verbesserung - Das Haus im Kontext weiterbauen"

 

Besser Bauen in der Mitte, S. 70, Hrsg.: Bundesstiftung Baukultur (BSBK) 2019

 

Mit Baukultur Klima und Ressourcen schützen

Am 20. September 2019 stellte die Große Koalition im Schatten der weltweiten Klimaproteste die Beschlüsse des sogenannten Klimakabinetts vor. Vielen Experten gingen die getroffenen Entscheidungen nicht weit genug. Einen häufig unterschätzten Einfluss auf das Klima und den Ressourcenverbrauch stellt dabei der nach wie vor zu hohe Flächenverbrauch hierzulande dar. In der gesamten Republik liegt er bei rund 60 Hektar pro Tag. Von allen Bundesländern verbraucht Bayern am meisten neue Fläche mit rund 11,7 Hektar pro Tag. Das entspricht in etwa 17 Fußballfeldern.

Eine sinnvolle und qualitätsvolle Innenentwicklung ist ein großer Hebel zur Umweltentlastung. Die vorhandene Infrastruktur zu nutzen, ist günstiger und umweltschonender, als sie auszubauen.

In großem Maße betrifft dies gerade kleinere Städte und ländliche Räume, wo unentwegt vor allem Einfamilienhaus- oder Gewerbegebiete neu auf der "grünen Wiese" entstehen. Gleichzeitig fallen häufig die Ortskerne brach und sterben aus. Geht dies ungebremst weiter, verfehlt Deutschland nicht nur seine Flächenverbrauchs-, sondern auch seine Klimaziele. Es verschwinden attraktive Ortsbilder und Kulturlandschaften und damit Heimat. Obwohl Wohnraum insbesondere in den boomenden Metropolregionen rar ist, fallen rund 80 Prozent des neuen Flächenverbrauchs auf kleinere Gemeinden in ländlichen Gebieten. Dabei stehen laut Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) noch bis zu 165.000 Hektar Fläche in integrierten Lagen für eine Ortsentwicklung zur Verfügung.

Das Beste muss nach innen: Vom Donut zum Krapfen

Gelungen Innentwicklungsprojekte konnten bei einer gemeinsamen Exkursion "Bessere Orte mit weniger Fläche" der Bayerischen Architektenkammer und der Bundesstiftung Baukultur am 15. September 2019 besichtigt werden. Die Exkursion machte deutlich, dass viele Kommunen es auf diese Weise schaffen, sich mit vorausschauenden Ideen für das Ortsbild und das Zusammenleben erfolgreich weiterzuentwickeln. Eine vitale Ortsmitte und damit die Attraktivität und Unverwechselbarkeit eines Ortes entscheiden darüber, ob man wegzieht oder bleibt und sich im Bestand neu engagiert.

Den Weg für Kommunen zur lebendigen, flächenschonenden Gemeinde hat die Bundesstiftung in einem Handbuch skizziert: Praxisnahe Instrumente wie ein Flächenkataster oder eine Bodenvorratspolitik werden vorgestellt und erläutert. Im Mittelpunkt des Handbuchs stehen 25 Beispielprojekte aus ganz Deutschland, die durch kreative Lösungen zeigen, wie Wohnen in integrierten Lagen auch in kleineren Orten gelingen kann.

Das Handbuch und auch die Exkursion zeigen, dass eine erfolgreiche Innenentwicklung Ergebnis gemeinsamer Aktivitäten ist. "Wenn Du ein Haus baust, denke an die Stadt". Dieser bekannte Satz des Architekten Luigi Snozzi hat heute mehr Bedeutung denn ja. Denn wir bauen bei der Innenentwicklung nicht nur kontextuell, sondern mittendrin. Integriert planen und handeln heißt deshalb reden, abstimmen, Nachbarn einbeziehen, Verwaltungen auf ihre Gestaltungskompetenz ansprechen und an morgen denken. Flächenschutz ist Klimaschutz.

Das Handbuch "Besser Bauen in der Mitte" kann kostenfrei über die Website der Bundesstiftung Baukultur bezogen werden
Besser bauen in der Mitte - ein Handbuch zur Innenentwicklung

Das Handbuch "Besser Bauen in der Mitte" kann kostenfrei über die Website der Bundesstiftung Baukultur bezogen werden

Autor: Julian Latzko, Bundesstiftung Baukultur

Weiterführende Links

Bundesstifung Baukultur:
www.bundesstiftung-baukultur.de/

Das Handbuch "Besser Bauen in der Mitte" kann kostenfrei über die Website der Bundesstiftung Baukultur bezogen werden:
www.bundesstiftung-baukultur.de/download

 


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1 Kommentare

ppb architekur+ingenieurbüro
Monika Gebhard

19. November 2019

Unsere Orte lebenswert erhalten. Oftmals ist es nicht möglich die Besitzer von brachliegenden Flächen im Inneren zu einem Verkauf zu bewegen. Die Voraussetzungen für die Ausübung eines Vorkaufsrechts zum Wohle der Allgemeinheit ist im §24 BauBG geregelt und eine Möglichkeit die Flächen zu erwerben. Als finale Möglichkeit könnte sogar der Entzug der Fläche gegen Entschädigung stehen.
Leider gilt dies nicht für Misch- und Dorfgebiete. Hier ist der Gesetzgeber gefordert. Sonst werden weiterhin Neubaugebiete auf Ackerflächen entstehen und die Ortskerne veröden.
Auch die Einführung einer Vorkaufsrechtsatzung ermöglicht es der öffentlichen Hand die Sicherung des Ortsbildes sowie die städtebauliche Entwicklung maßgeblich zu beeinflussen.