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Denkmalgerechte Sanierung Werkhalle 3, Triebwerk
München
Werkhalle 3 neuer Innenhof
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Foto:
Fischer+Steiger u. Partner Architekten mbB
Werkhalle 3 nach Entkernung
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Foto:
Fischer+Steiger u. Partner Architekten mbB
Landschaftsplan mit Aufteilung in 4 Hallen
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Foto:
mgk Landschaftsarchitekten
Schnitt, Schnittansicht und Ansicht
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Foto:
Fischer+Steiger u. Partner Architekten mbB
Werkhallen - Luftbild 1938
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Foto:
Archiv Untere Denkmalbehörde
Werkhalle 3 - Innenaufnahme Open Office Halle Ost
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Foto:
Ralph Olma fotoworkx
Werkahlle 3 - Innenaufnahme Produktion Halle Nord
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Foto:
Ralph Olma fotoworkx
Werkhalle 3 - Außenaufnahme Nord-Ost-Fassade
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Foto:
Fischer+Steiger u. Partner Architekten mbB
Werkhalle 3 - Innenhof mit Kunstobjekten
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Foto:
Fischer+Steiger u. Partner Architekten mbB
Werkahlle 3 - Außenaufnahme Fassade Halle Süd
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Fischer+Steiger u. Partner Architekten mbB
Werkahlle 3 - Außenaufnahme Fassade Halle Nord
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Foto:
Fischer+Steiger u. Partner Architekten mbB
Werkahlle 3 - Außenaufnahme Dachlandschaft
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Foto:
Fischer+Steiger u. Partner Architekten mbB
Innenaufnahme Oberlicht Halle Süd
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Ralph Olma fotoworkx
Innenaufnahme Galerie Halle Nord
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Ralph Olma fotoworkx
Innenaufnahme Open Office Halle Ost
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Foto:
Ralph Olma fotoworkx
Innenaufnahme Open Office Halle West
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Foto:
Ralph Olma fotoworkx
Denkmalgerechte Sanierung Werkhalle 3, Triebwerk
Die Werkhalle 3 stammt aus dem Jahre 1906 und gehört mit zu den ersten Bauten des Eisenbahn-Ausbesserungswerkes München-Neuaubing. Besonders signifikant sind die Spuren aus dem 2. Weltkrieg, sowohl die noch sichtbare Camouflage, als auch die Reparaturen von Bombenschäden. Durch unterschiedliche Nutzungen & Einbauten kamen Veränderungen hinzu. Seit 2008 steht die Halle unter Denkmalschutz. Aus Brandschutz- und Nutzungsgründen wurde das Gebäude in 4 Hallen mit Höfen geteilt (2x3.000m², 2x1.600m²).
Konstruktion, Materialität, Kosten, Freianlagen
Eingerahmt vom Sichtziegel-Bestandsmauerwerk stehen die Hallen im Abstand von 6-7m zueinander. Das Stahl-Dachtragwerk ist in den neuen Innenhöfen bis auf die primären Fachwerkträger und Stahlpfetten zurück gebaut. Der Eindruck der Gesamthalle bleibt weiter spürbar. Neu sind Dachaufbau, Innenhoffassaden, Öffnungen in der Bestandsfassade und Einbauten. Gesamtkonzept Triebwerk ist im LA-Plan lesbar.
Jurybeurteilung
Triebwerk nennt sich das Gewerbegebiet in Neuaubing, in dessen Zentrum neun denkmalgeschützte Gebäude
und Hallen des ehemaligen Eisenbahn-Ausbesserungswerks stehen. Die alten Ziegelbauten geben dem
14-Hektar-Areal westlich von München Charakter und Atmosphäre. Zum Gelände gehört auch ein einzigartiges,
11 Hektar großes Biotop, das sich zwischen und neben den Gleisen entfalten konnte. Das 1906 eröffnete und
danach den wachsenden Aufgaben entsprechend erweiterte Ausbesserungswerk wurde nach fast 100 Jahren
Betrieb aufgegeben. Die Revitalisierung übernahm der Immobilienentwickler Aurelis. Die Werkhalle 3
gehört zu den ersten Bauten der Centralwerkstätten der Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen auf dem
Gelände. Mehrgleisig rollten die Güterwaggons giebelseitig durch große Tore in die fünfschiffige Halle mit den
Wartungsständen ein und verließen sie nach der Reparatur auf der Rückseite. Denkmalbestimmend sind das
Ziegelmauerwerk der Fassaden mit Resten von Tarnanstrichen und Ausbesserungen von Kriegsschäden, die erhaltenen Industriefenster sowie das genietete, filigrane Stahltragwerk mit 16 Metern Spannweite je Schiff.
Als das Projektteam von Fischer Steiger Architekten den Auftrag bekam, die Werkhalle 3 für gewerbliche
Nutzungen instand zu setzen, gab es noch keinen Mietinteressenten. Es galt, nutzungsoffene Lösungen zu entwickeln,
um dann schnell auf konkrete Anforderungen reagieren zu können. Schon aus brandschutzrechtlichen
Gründen musste die Halle mit ihrem gigantischen Raumvolumen von rund 56.000 Kubikmetern unterteilt
werden. Dabei sollten aber die Stützen, Fachwerkträger und Stahlpfetten der historischen Konstruktion in ihrer
ganzen Dimension und Ausrichtung sichtbar und räumlich wirksam bleiben. Das Planungsteam legte zwei Brandgassen
in Querrichtung und eine mittlere, verbindende in Nord-Süd-Richtung fest. So ergaben sich voneinander
getrennte Flächen für zwei kleinere und zwei große Hallen. Die reparierten historischen Fassaden des
Ausbesserungswerks fassen alle vier Hallen zusammen. Die einfach verglasten, sprossengeteilten historischen Stahlfenster wurden innen zu Kastenfenstern ausgebaut. Fehlende Fenster wurden durch isolierverglaste, fein
profilierte Stahl-Nachbauten ersetzt. Alle Außenmauern erhielten eine Innendämmung. Zu den Brandgassen respektive
den neuen Innenhöfen hin bekamen die vier Hallen voll gedämmte Fassaden aus leuchtend roten Trapezblechen.
Dieses Industriematerial lässt sich gut schneiden, so dass die Durchführung des historischen Dachtragwerks
kein Problem ist. Allerdings mussten die Längsträger und Pfetten an der Grenze von Außen- und Innenraum
thermisch entkoppelt werden. Die Stützen des Tragwerks stehen jeweils auf den Innenraumseiten.
Das gesamte historische, grün gestrichene Tragwerk musste statisch nachgebessert werden (erkennbar an
den grauen Streben), um das neue voll gedämmte Dach mit Holzunterkonstruktion zu tragen. Es gehört zu
den Glücksfällen der robusten, denkmalgerechten Instandsetzung, dass auch die Eisenkonstruktion der
Oberlichter erhalten werden konnte, indem eine maßgefertigte, isolierverglaste Konstruktion über die alten Profile gestülpt wurde. Inzwischen ist in Halle 3 die Firma Mynaric eingezogen, die in den vier Raumeinheiten
Geräte für Laserkommunikation entwickelt und fertigt. Für die nötige Gebäudeinfrastruktur wurden auf
einem Grundraster von 6 × 6 Metern schlanke Stützen gesetzt, die die Medientrassen tragen. Es entstanden
auch seitliche Stahlgalerien mit verglasten Büros und Besprechungsräumen. Die neue Hightech-Nutzung des
alten Ausbesserungswerks ist eine glänzende Bestätigung für das denkmalsensible, pragmatische Ausbaukonzept
von Fischer Steiger Architekten. (Text: Ira Mazzoni, Jurymitglied)
Standort
Bertha-Kipfmüller-Straße 2, 4, 6, 8
München
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Anerkennung
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KategorieKategorie 2: 1900 - 1945
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OrtMünchen
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RegierungsbezirkMünchen
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TypologieWirtschaft, Industrie und Dienstleistung
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FertigstellungNovember 2023
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Auszeichnungsjahr2025
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Ursprungsbaujahr1906
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BauherrinAurelis Asset GmbH, vertr. durch Aurelis R.E. Service GmbH - Region Süd , München
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ArchitekturFischer + Steiger u. Partner Architekten mbB, MünchenHeinz Fischer , Ludwig Steiger , Lydia Goseberg , Tobias Bastier
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Mitarbeit
- Viktoria Petropoulou
- Nora Guzu
- Tamara Behringer
- Emre Eksili
- Lisa Bender
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LandschaftsarchitekturMahl-Gebhard-Konzepte Partnerschaftsgesellschaft mbB MGK, MünchenAndrea Gebhard
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Denkmal / EnsembleDenkmal
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MaßnahmeBauen im Bestand
- Sanierung/ Umbau/ Revitalisierung
- Umnutzung/ Nutzungserweiterung/ Mehrfachnutzung
- Erhalt/ Denkmalschutz
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Besondere QualitätenKunst am Bau