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DOCUMENT KEPLER
Regensburg
Document Kepler, Südseite
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Foto:
Norbert Miguletz
Document Kepler, Nordseite
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Foto:
Norbert Miguletz
Lageplan
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Wandel Lorch Götze Wach
Ansicht Südseite
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Wandel Lorch Götze Wach
Grundriss 1. Obergeschoss
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Wandel Lorch Götze Wach
Grundriss Erdgeschoss
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Wandel Lorch Götze Wach
Document Kepler, Nordseite
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Norbert Miguletz
Document Kepler, Anbau auf der Südseite
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Norbert Miguletz
Zustand des denkmalgeschützten Bestandsgebäudes vor dem Anbau
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Wandel Lorch Götze Wach
Bestandstreppe im 2. Obergeschoss
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Norbert Miguletz
Übergang zum Neubau im 3. Obergeschoss
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Norbert Miguletz
Ausstellung im 3. Obergeschoss
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Foto:
Norbert Miguletz
DOCUMENT KEPLER
Inmitten des UNESCO-Welterbes der denkmalgeschützten Altstadt von Regensburg, wird seit 1961 das mittelalterliche Sterbehaus von Johannes Kepler aus dem 12. Jh. als Museum mit einer Ausstellung zu Leben und Wirken des Astronomen genutzt. Um in das denkmalgeschützte Museumsgebäude eine interaktive, inklusive Ausstellung zu integrieren, wurde ein neuer Baukörper ergänzt. So konnten notwendige Eingriffe in die denkmalgeschützte Struktur, bspw. für einen Aufzug, auf ein Minimum begrenzt werden.
Konstruktion, Materialität, Kosten, Freianlagen
Die monolithische Konstruktion des Anbaus setzt die massive Bauweise des Bestands fort. Die einschaligen, massive Mauerwerkswände vereinen Raumabschluss, Tragstruktur und Dämmung. Mit wenigen, stehenden Öffnungen folgt der Bau den Prinzipien mittelalterlicher Türme. Der schlanke, dreigeschossige Baukörper mit Satteldach fügt sich durch Materialwahl und Details harmonisch in die Umgebung ein.
Jurybeurteilung
Ausgeschlossen! Die barrierefreie Erschließung des Keplermuseums in der Welterbestadt Regensburg galt als
unmöglich. Der Denkmalschutz für das aus dem Mittelalter stammende Sterbehaus des Astronomen Johannes
Kepler ist umfassend. Nicht vorstellbar, in das schmale Haus, das schon seit 1961 als Museum genutzt wird,
einen Aufzug einzubauen. Auch die Nachbarschaft mit den beiden markanten mittelalterlichen Türmen ist hochbedeutend
und darf visuell nicht beeinträchtigt werden. Undenkbar, einen Aufzugsturm, wie üblich, als deutlich
sichtbare, technische Krücke an die Rückseite zu montieren. Dem Architekturbüro Wandel Lorch Götze
Wach aus Frankfurt ist es gelungen, das Unmögliche architektonisch ganz selbstverständlich erscheinen zu
lassen. Bei ihrer Untersuchung des Baudenkmals war ihnen aufgefallen, dass es ursprünglich einmal auf der
ersten und dritten Etage Durchbrüche zu einem Hinterhaus gegeben hatte, das im Zuge der ersten Stadtsanierung
1958 unter Hans Döllgast wegen Baufälligkeit abgerissen worden war. Alle hatten sich gewundert, dass die repräsentative Holztreppe mit einer Brücke vor der südlichen Außenwand endete. Die Idee eines neuen
Anbaus nahm Gestalt an: kein Gerüst, kein aufragender Schacht, sondern ein gemauerter und verputzter Baukörper,
der sich an das Haupthaus anschmiegt, ohne eins der Fenster zu verdecken und ohne die Nachbarn zu
bedrängen. Die Beschäftigung mit dem Werk Keplers führte das Architektenteam dazu, den schmalen Anbau
in einer eliptischen Kurve über dem, die ganze Hausbreite einnehmenden, Foyer auslaufen zu lassen. Dem
Vorbild der Regensburger Dächer folgend, bekam der Anbau ein mit Biberschwanzziegeln gedecktes Satteldach
mit knappem, angeputztem Ortgang. Auf der Ostflanke des dreigeschossigen, monolithischen Anbaus wurde
die Dachdeckung erst steil und dann zunehmend abflachend zum Foyer weitergeführt, was nur mit einer
maßangefertigten, aufwendigen Unterkonstruktion gelang. Mit der Idee, einen monolithischen Baukörper
anzufügen, lösten sich fast alle Probleme, die mit der Aufgabe verbunden waren, das Museum technisch ins 21. Jahrhundert zu überführen und zugleich die Authentizität des Denkmals zu bewahren. Mit dem barrierefreien
Zugang von der Rückseite öffnet sich das Museum jetzt zur Innenstadt nach Süden. Von dort kommen seit jeher
die meisten Besucher. Der alte Haupteingang an der Straße konnte nahezu unverändert erhalten werden. Der
Saal im Erdgeschoss kann nun als offener Veranstaltungsraum genutzt werden. Der Aufzugsanbau ermöglicht,
dass jetzt auch das zuvor ungenutzte dritte Obergeschoss für die völlig neu und interaktiv konzipierte
Präsentation genutzt werden kann. Mehr noch, im voll gedämmten Anbau mit seiner Wandflächenheizung kam
das einzige Arbeitszimmer des Museums unter. Im Denkmal darf damit die Raumtemperatur auf 19 °C abgesenkt
werden. Die alten Heizkörper mit hoher Vorlauftemperatur sind abgeschafft, stattdessen werden die historischen
Räume mit ihrer wertvollen Holzausstattung über Sockelleistenheizung temperiert. Das durchdachte Konzept
machte es auch möglich, dass alle alten Fenster mit ihren feinen Teilungen und Butzenscheiben erhalten werden konnten. Insgesamt wurde der historisch überlieferte Bestand lediglich konservatorisch behandelt. Die vielschichtige
Authentizität blieb so gewahrt. Die Jury zeigt sich beeindruckt von der kleinen, feinen Architektur,
die sich ganz selbstverständlich zum Denkmal fügt. Durch die barrierefreie Erschließung wird niemand mehr
ausgeschlossen, die Gedankenwelt des Johannes Kepler kennenzulernen. Mit dem Zugang von Süden erhält die
neue städtische Museumseinrichtung „document Kepler“ eine hervorragende Position im Kern der denkmalreichen
Regensburger Altstadt. (Text: Ira Mazzoni, Jurymitglied)
Standort
Keplerstraße 5
Regensburg
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Anerkennung
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KategorieKategorie 1: vor 1900
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OrtRegensburg
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RegierungsbezirkOberpfalz
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TypologieKultur
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FertigstellungJuli 2023
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Auszeichnungsjahr2025
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Ursprungsbaujahr12. Jahrhundert
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BauherrStadt Regensburg , Regensburg
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ArchitekturWandel Lorch Götze Wach GmbH, FrankfurtAndrea Wandel , Wolfgang Lorch , Florian Götze , Thomas Wach
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Mitarbeit
- Sina Mallmann
- Marcel Müller
- Jasmin Moor
- Moritz Morgenthaler
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Architektur
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Denkmal / EnsembleDenkmal
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MaßnahmeBauen im Bestand
- Anbau/ Erweiterung
- Sanierung/ Umbau/ Revitalisierung
- Erhalt/ Denkmalschutz