Bayerische Architektenkammer
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Internationales Gästehaus
Regensburg
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Foto:
Sebastian Schels
Gemeinschaftsraum
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Sebastian Schels
Grundriss Erdgeschoss und Schnitte
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Neumann und Heinsdorff Architekten
Altes und Neues
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Sebastian Schels
Studierenden Appartements
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Sebastian Schels
Notunterkünfte in den ehemaligen Arrestzellen
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Sebastian Schels
Blick in den Hof
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Sebastian Schels
Gemeinschaftsraum
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Sebastian Schels
Blick aufs Ensemble
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Sebastian Schels
Grundriss und Axonometrie
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Neumann und Heinsdorff Architekten
neuer Eingang
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Sebastian Schels
Internationales Gästehaus
Umbau eines Stabs- und Wachgebäudes der ehemaligen Flakkaserne der Luftwaffe, Baujahr 1941, zu einem internationalen Gästehaus der Universität und der OTH in Regensburg. Neben einer umfassenden Sanierung des Bestands wird der ehemalige Laubengang am Exerzierplatz in einen lichten Gemeinschatftsraum für Lehrende und Studierende umgewandelt. Ein weit auskragendes Stahldach empfängt die Besucher, bietet einen geschützten Raum im Freien und wird zum gebauten Zeichen der Gastfreundschaft.
Konstruktion, Materialität, Kosten, Freianlagen
Die Bausubstanz wird in allen wesentlichen Bereichen erhalten, von Schadstoffen bereinigt, energetisch ertüchtigt und ausgebaut. Die Freiraumgestaltung behält die bestehende Topografie bei und bietet den Bewohnern einen introvertierten, in sich offenen Raum mit zentraler Terrasse. Der ehemalige Fahnenappellplatz wandelt sich zu einem grünen Innenhof, der zum Aufenthalt und Spielen einlädt.
Jurybeurteilung
Regensburg positioniert sich international als Hochschul- und Wissensstadt, um weitere Forschungseinrichtungen,
Start-ups und Tec-Unternehmen anzuwerben. Ein neuer Tech-Campus ist im Süden der Stadt auf dem
Areal der ehemaligen Nibelungenkaserne entstanden. Der Campus der Universität und der Campus der Ostbayerischen
Technischen Hochschule liegen in unmittelbarer Nähe. Diese Nachbarschaft bewog auch das
Studierendenwerk, in dem alten, denkmalgeschützten Stabsgebäude der Kaserne Appartements für Lehrende,
Forschende und Studierende zu schaffen. Rund 33.000 Studierende sind an den Regensburger Hochschulen
eingeschrieben. An preiswerten Unterkünften mangelt es. Zu Semesterbeginn gibt es regelmäßig Engpässe.
Neumann und Heinsdorff Architekten nahmen zusammen mit dem Landschaftsplaner Manfred Kerler
die Herausforderung an, Stabs- und Wachgebäude, Appellhalle und Appellplatz der 1941 fertiggestellten NSFlakkaserne
in einen freundlichen, „weltoffenen“ Wohn- und Studienort zu verwandeln. Zuallererst musste der kontaminierte Verwaltungsbau, der nach dem Krieg auch von der US-Armee und bis 2007 von der Bundeswehr
genutzt worden war, gründlich von Asbest in den Bodenbelägen, Schwermetallen in Putzen und Anstrichen sowie
Flammschutzmitteln im Dachstuhl befreit werden. Die großzügigen Büroräume des sich über 15 Achsen erstreckenden,
zweigeschossigen Stabstraktes ermöglichte es dem Team unter Ausnutzung von Sockelgeschoss und
Dach, 36 helle Wohneinheiten für Studierende, 20 für Lehrende, zwei Familienappartements und eine rollstuhlgerechte
Kleinwohnung einzurichten. Dabei mussten die Planenden darauf achten, sämtliche Rohre und Leitungen
zerstörungsfrei durch die historischen Hohlkörperrippendecken zu führen. Für die Galeriewohnungen im
gedämmten Steildach wurden neue Gauben und Dachflächenfenster gesetzt. Auch wenn die Vorgeschichte
des Gästehauses bewusst bleibt, die Atmosphäre hat sich durch den Umbau erfreulich gewandelt. Statt des
düsteren, gedrückten Eingangs auf der Westseite empfängt die Gäste jetzt ein zweigeschossiges, taghelles Foyer. Ein großartiger Coup ist Neumann und Heinsdorff Architekten mit der Transformation der Säulenhalle am Appellplatz
geglückt, den Manfred Kerler in eine sympathische, baumumstandene Terrassen- und Gartenanlage verwandelt
hat. Das Gelände wurde niveaugleich an die offene Halle herangeführt. Die Stufen verschwanden, die
den befehlsgebenden Offizieren eine erhöhte Position gegenüber der Truppe verschafft hatten. Das Satteldach,
das die Halle tief verschattete, wurde abgetragen. Stattdessen liegt nun ein weit auskragendes, semitransparentes,
von Stahlfachwerk getragenes Dach auf den dickleibigen Säulen auf. Große Glasschiebetüren machen
es möglich, dass die Säulenhalle nicht nur Außen-, sondern auch Innenraum sein kann. Eine lange Bank zieht
sich im Zickzack an der Rückwand entlang. Leichte Gartenstühle und -tische können je nach Wetterlage innen,
unter dem schützenden Vordach oder im Grünen genutzt werden. Eine eingebaute Küchenzeile macht es der Hausgemeinschaft
möglich, gemeinsam zu kochen und zu feiern. Die Halle ist somit mehr als ein freundliches Foyer am Weg von der alten Wache zum Gästehaus. Sie ist der zentrale Kommunikationsort. Wer lieber in einer freien
Atmosphäre lernt und arbeitet, der findet in diesem Gartenraum den entsprechenden Platz. Bauherr und
Architekten haben lange diskutiert, was aus den Arrestzellen im Untergeschoss der Wandelhalle geschehen
soll, die vom Militär zu Disziplinierungszwecken etwa bei Trunkenheit genutzt worden waren. Die schöne Idee,
dort Übungsräume für musizierende Gäste oder kleine Kreativwerkstätten einzurichten, zerschlugen sich.
Es wurden dringend Notunterkünfte für Studienanfänger gebraucht. Die Nachfrage zeigt, dass die multifunktional
ausgestatteten Zellen zu Beginn des Semesters eine Alternative etwa zum Campen sind. Es gibt ja genügend
Freiräume. (Text: Ira Mazzoni, Jurymitglied)
Standort
Fort-Skelly-Strasse
Regensburg
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Anerkennung
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KategorieKategorie 2: 1900 - 1945
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OrtRegensburg
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RegierungsbezirkOberpfalz
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TypologieAusbildung und Forschung
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FertigstellungSeptember 2024
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Auszeichnungsjahr2025
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Ursprungsbaujahr1941
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BauherrinStudierendenwerk Niederbayern / Oberpfalz , Regensburg
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ArchitekturNeumann und Heinsdorff Architekten PartmbB, MünchenThomas Neumann , Marko Heinsdorff
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Mitarbeit
- Stella Topp
- Viktoria Reiter
- Isabel Protschky
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Landschaftsarchitektur
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Denkmal / EnsembleDenkmal
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MaßnahmeBauen im Bestand
- Sanierung/ Umbau/ Revitalisierung
- Erhalt/ Denkmalschutz
- Anbau/ Erweiterung
- Umnutzung/ Nutzungserweiterung/ Mehrfachnutzung
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Besondere QualitätenKunst am Bau