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Mesnerhaus Kloster Seeon, denkmalgerechter Umbau
Seeon
Ausstellungsraum
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Foto:
Michael Heinrich
Gesamtsituation
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Michael Heinrich
Grundrisse
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abp architekten
Mesnerhaus im Klosterensemble
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Michael Heinrich
Ostseite vom Klosterweg
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Michael Heinrich
Vor dem Umbau
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abp architekten
Hölzerner Anbau zum See
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Michael Heinrich
Verschindelte Westseite
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Michael Heinrich
Treppe im Mittelfletz
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abp architekten
Ergänzender Ausstellungsraum
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Michael Heinrich
Hotelzimmer im Obergeschoss
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abp architekten
Mesnerhaus mit angelagertem Ausstellungbau
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abp architekten
Hölzerner Ausstellungraum
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Michael Heinrich
Mesnerhaus Kloster Seeon, denkmalgerechter Umbau
Das Mesnerhaus markiert zusammen mit dem nördlich gelegenen Pfarrhaus eine Torsituation am Zugang zur Klosterinsel. Aufgrund des schlechten Bauzustands und gravierender Veränderungen wurde das Gebäude seiner historischen Bedeutung nicht mehr gerecht. Nach Abbruch der Zu- und Anbauten wurde zum See hin ein hölzerner Ausstellungraum ergänzt, der in Verbindung mit dem neuen Klosterladen das kulturelle Angebot von Kloster Seeon abrundet. In den historischen Räumen im OG befinden sich Hotelzimmer.
Konstruktion, Materialität, Kosten, Freianlagen
Erforderliche Ergänzungen erfolgten mit handwerklich verarbeiteten Materialien, die im Dialog mit der historischen Bausubstanz stehen und die Geschichte des Hauses erlebbar machen. Der südliche Anbau wird durch das sichtbare Holztragwerk aus eng strukturierten Sparren geprägt, verschindelte Fassaden stärken das Ensembles mit den benachbarten Gebäuden und verweisen auf regionale Besonderheiten.
Jurybeurteilung
Mancher wird sich noch an Sonnenstunden auf der Seeterrasse des „Café Bistro Leuchtenberg“ erinnern. Aber
wer denkt schon zurück an die gealterten An- und Umbauten der 1960er Jahre, die kein Denkmal mehr erkennen
ließen? Im Zuge des „Zukunftsprojekts Kloster Seeon“ des Bezirks Oberbayern hat das alte Haus, dessen
Entstehungszeit etwa auf das Jahr 1650 datiert wird, wieder an Statur gewonnen. Das Anwesen war einmal
Amtsschreiberhaus des Klosters, beherbergte den Mesner der Walburgiskapelle und war bescheidener Alterswohnsitz
der Herzogin Olga von Leuchtenberg. Nun firmiert das Anwesen wieder als „Mesnerhaus“ und bildet
zusammen mit dem Pfarrhaus auf der anderen Straßenseite die Pforte zur Klosterinsel. Sinnvollerweise ist jetzt
dort in Nähe der Parkplätze der Klosterladen mit Ticketverkauf und Gästeinformation für das Kultur- und
Bildungszentrum Kloster Seeon untergebracht. An die Stelle des Café-Wintergartens ist ein Ausstellungsraum
gerückt. Eine Gastronomie nach heute geltenden Normen und Standards unterzubringen, war mit dem Baudenkmal unvereinbar. Aber wer wieder am Seeufer unter alten Bäumen sitzen möchte, der findet eine schöne
Terrasse und bekommt auch einen Imbiss. Die Bauforschung ergab ein klares Bild des historischen Hauses:
An einen kompakten, zweigeschossigen Wohntrakt mit geräumiger Fletz schloss sich nach Westen ein lang
gestreckter Wirtschaftsteil an. Ein solcher Einfirsthof mit Krüppelwalmdach ist auch auf der Klosteransicht von
Michael Wening zu erkennen, die dieser zu Beginn des 18. Jahrhunderts veröffentlicht hat. Wening zeigt, dass
die beiden gegenüberliegenden Gebäude in die äußere Umfriedung des Klosters eingebunden waren und die
Toranlage flankierten. Eine solche Ensemblewirkung eingangs des Kultur- und Bildungszentrums wieder herzustellen,
war eine der Leitideen der Umbauplanung. Thomas Pfeiffer und sein Münchner Team von
abp architekten ließen die schadhaften und zum Teil in den torfigen Grund eingesackten Bauteile des Café
Bistro Leuchtenberg aus den 1960er Jahre entfernen und fokussierten ihren Entwurf auf den historischen Bestand, der aber im westlichen Teil des Wirtschaftstrakts nicht mehr gegeben war. Hier wurde bis zur Baulinie
neu angebaut, um ein zweites Treppenhaus und die öffentlichen Toiletten unterzubringen. Bei dem Baugrund
kein einfaches Unterfangen, das nur mit einer gebilligten Normabweichung bei der Abdichtung gelang.
Den neuen Westgiebel ließen die Architekten mit Lerchenholz verschindeln, so dass er in Korrespondenz mit
dem verschindelten Westgiebel des Pfarrhauses tritt. Die Torsituation am Klosterweg wird dadurch wieder
erlebbar. Südlich des ehemaligen Wirtschaftstraktes entstand, durch einen Erschließungsgang
vom Bestandsgebäude abgesetzt, ein hölzerner Ausstellungsraum mit Fenstertüren zum See. Zu den vielen
schönen Details der Baumaßnahme zählt, dass in das offene Dachtragwerk des flachen Pultdachs gegenläufige
Sparren eingreifen, so dass der Raum in seiner Längsachse wie unter einem leichten Satteldach an Höhe
gewinnt. Ein Kisteneffekt ist damit vermieden, und unter der Abhängung ließ sich die Infrastruktur des Ausstellungsraums unterbringen. Mit großem Respekt vor dem überlieferten Bestand haben abp architekten
die ursprüngliche Raumfolge wiederherstellen lassen. Die fehlende Holztreppe wurde handwerklich nachgefertigt.
Ein passendes barockes Geländer mit geschwungenen Brett-Traillen fand sich an der Stiege zum Dachboden,
so dass die Fletz jetzt wieder eine historische Anmutung hat. Die originale Haustür wurde im Wirtschafteil
entdeckt und aufgedoppelt. Alle schadhaften Bauteile wurden handwerklich ausgebessert und ergänzt.
Mit Kastenfenstern und einfachen Holzläden bekam das alte Haus wieder ein Gesicht. Während im Erdgeschoss
das Kulturbüro und zwei Lesestuben eingerichtet wurden, sind im Obergeschoss zwei helle Gästezimmer entstanden.
Um den Raumeindruck möglichst ungeschmälert zu erhalten, haben die Architekten hölzerne Boxen
für die Bäder konzipiert, die mit einem gläsernen Lichtband Abstand zu Wand und Decke halten. Die Jury lobt
die gesamte feinfühlig detaillierte Arbeit. (Text: Ira Mazzoni, Jurymitglied)
Standort
Klosterweg 15
Seeon
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Anerkennung
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KategorieKategorie 1: vor 1900
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OrtSeeon
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RegierungsbezirkOberbayern
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TypologieKultur
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FertigstellungJanuar 2023
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Auszeichnungsjahr2025
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Ursprungsbaujahrca. 1650
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BauherrBezirk Oberbayern , München
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Architekturabp architekten und stadtplaner burian pfeiffer sandner PartGmbB, MünchenEdgar Burian , Thomas Pfeiffer , Arwed Sandner
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Mitarbeit
- Manuel Hoff
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ArchitekturStefan Graßler Architekt (LPH 6-9), RuhpoldingStefan Graßler
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LandschaftsarchitekturKatrin Schulze mit Götze + Hadlich, MünchenKatrin Schulze , Georg Götze , Christian Hadlich
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Denkmal / EnsembleDenkmal
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MaßnahmeBauen im Bestand
- Sanierung/ Umbau/ Revitalisierung
- Anbau/ Erweiterung
- Erhalt/ Denkmalschutz
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Besondere QualitätenHolzbau