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Neue Ortsmitte: MITTENIM
Niederwerrn
Das "MITTENIM", die neue Ortsmitte Niederwerrns, im Kontext des umgebenden Bebauung
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Foto:
Sebastian Schels
Eine historische Scheune, heute als Energiescheune genutzt, sowie zwei Erweiterungsgebäude als Bürgerhaus ergänzen mit einem hist. Fachwerkhaus und Synagoge das Gesamtensembles der neuen Ortsmitte
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Foto:
Sebastian Schels
Innenraum der bestehenden Scheune die als „Energiescheune“ zur Energieerzeugung für das Gesamtensemble und die umgebenden gemeindlichen Einrichtungen dient.
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Foto:
Stefan Meyer
Altortpfad als wichtige Wegeverbindung vom Altort über das neue Ensemble in die angrenzende Siedlung der 60er Jahre. Rechts die historische Scheune. Links das Bürgerhaus
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Foto:
Sebastian Schels
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Foto:
Sebastian Schels
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Foto:
Schlicht Lamprecht Kern Architekten
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Foto:
Stefan Meyer
Der Lageplan zeigt das Gesamtensembles aus Bücherei in der Synagoge, Energiescheune, Bürgerhaus und Ladenmuseum und die verbindenden Plätze und Wegeführungen, die das Ensemble mit dem Ort vernetzen
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Foto:
Schlicht Lamprecht Kern Architekten
Schwarzplan mit dem "MITTENIM" als verbindendes Element einer neuen sozialen Mitte an der Nahtstelle zwischen historischem Altort westlich und ab den Nachkriegsjahren gewachsenen Siedlung im Osten.
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Foto:
Schlicht Lamprecht Kern Architekten
Schnittansicht mit den beiden Bestandsgebäuden der Scheune als „Energiescheune“ und dem historischen Fachwerkhaus als Ladenmuseum
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Foto:
Schlicht Lamprecht Kern Architekten
Leerstände und Brachflächen prägten den Übergang vom historischen Ortskern an das angrenzende Siedlungsgebiet. Die seitens der Bürger gewünschte Soziale Mitte des Ortes fand hier Raum zur Umsetzung.
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Foto:
Stefan Meyer
Leerstehende Gebäude und ungenutzte Brachflächen boten der Gemeinde die Möglichkeit an dieser wichtigen Nahtstelle zwischen Altort und Siedlung die Soziale Mitte als verbindendes Element zu verorten.
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Foto:
Stefan Meyer
Wegeverbindungen und Plätze verbinden Altort und Siedlung. Das historische Fachwerkhaus dient als Ladenmuseum. Die beiden neuen Gebäude ergänzen als soziale Treffpunkte das Gesamtensemble.
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Foto:
Stefan Meyer
Das Ensemble aus Synagoge als Bücherei, Energiescheune, das neue Bürgerhaus, sowie das historische Fachwerkhaus und die verschiedenen Plätze und Wegeverbindungen prägen die neue Ortsmitte.
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Foto:
Stefan Meyer
Neue Ortsmitte: MITTENIM
Kreislaufgerecht und sozial nachhaltig: Mitten im Herzen der Gemeinde Niederwerrn ist am Übergang des Altorts zum gewachsenen Siedlungsgebiet die neue Ortsmitte mit Bürgerhaus, Café, Ladenmuseum und »Energiescheune entstanden. Begrünte Plätze für Markt und Plantanz, ein Bauerngarten sowie Sitzstufen für Veranstaltungen der benachbarten Bibliothek in der ehemaligen Synagoge verbinden das neue Ensemble »MITTENIM« mit dem historischen Altort und der in den Nachkriegsjahren gewachsenen Siedlung
Jurybeurteilung
Zuhören, miteinander sprechen, Mängel benennen, Wünsche formulieren, Ziele festlegen und beharrlich daran
festhalten — die Umsetzung eines integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts braucht starke Partner
und Zeit. Die gab es in der etwa 9000 Einwohner zählenden Gemeinde Niederwerrn nahe Schweinfurt. Mit dem
Projekt „MittenIM“ ist schließlich Vorbildliches gelungen. Einen Hektar Land hat Bürgermeisterin Bettina
Bärmann nach und nach erworben. Weitsichtig und mutig machte sie vom gemeindlichen Vorkaufsrecht
Gebrauch oder bot den Grundstückseigentümern Tauschmöglichkeiten, um Platz für die neue soziale Mitte
von Niederwerrn zu gewinnen. Leerstand und Brachen am Übergang vom kleinen Altort zu den weit ausgreifenden
Siedlungen sollten der Vergangenheit angehören. Die Gemeindebibliothek in der alten Synagoge, die
letzte historische Scheune und ein kleines Fachwerkhaus setzen die räumlichen Koordinaten, in die sich das
neue Bürgerzentrum mit Veranstaltungsraum, Trausaal und Café einzufügen hatten. Ein großer Platz für Markt, Feste und die regionale Tradition des Plantanzes, bei dem sich bis zu 50 Paare um den Zunftbaum drehen, war
ein Desiderat. Zudem wünschte sich die Bibliothek auf dem um neun Höhenmeter verspringenden Gelände
Sitzstufen für Theater, Kino, Lesungen. Das Team von Schlicht Lamprecht Kern Architekten verstehen
es, Orte zu lesen und zu ihrem Besten zu entwickeln. In Niederwerrn ist es ihnen gelungen, ein Ensemble zu
schaffen, das jetzt Dreh- und Angelpunkt des Ortes ist und auf den querenden Wegen mit neuen Perspektiven
überrascht. Gleichzeitig haben sie sich in Sachen Kreislaufwirtschaft vorbildlich weit vorgewagt. Für den
Neubau des Bürgerhauses orientierte sich das Team an dörflichen Gebäudetypologien der Region: Es gibt ein
„steinernes“ Haupthaus und parallel dazu ein zurückgesetztes hölzernes „Nebengebäude“. Dadurch entstehen
den Eingangsbereichen von Bürgersaal und Café zugeordnet kleine Vorplätze. Als Baumaterial für Fundamente,
Gebäudesockel und Saalbau wählten die Architekten Recyclingbeton, der aus dem Abbruchmaterial der rund 50 Kilometer entfernten Autobahn-Talbrücke Rothof gewonnen und in einem nahen Betrieb aufbereitet
wurde. Die Fassaden des monolithischen Bürgersaaltraktes wurden anschließend vom Steinmetz Thomas Miedel
handwerklich scharriert, gespitzt, gestockt, um sie den üblicherweise grob verputzten Häusern der Umgebung
anzunähern. Faschen an den Fenstern gehören zum Repertoir. Auf Außenputze konnte verzichtet werden. Die
Plastizität der Fassaden überzeugt. Innen arbeitete man mit Lehmputzen und Holz. Nach allen Regeln der
Sparsamkeit wurden die Schalungsbretter der Betonbauteile für den Innenausbau der sorgfältig reparierten
Scheune verwendet. Sie fungiert nun als Zentrale für erneuerbare Energie und versorgt das Bürgerzentrum und
die umliegenden gemeindlichen Einrichtungen. Wer sich wundert, dass das große Festplatzplateau lediglich
von üppigen Staudenbeeten gefasst wird, der muss wissen, dass sich darunter zwei Zisternen befinden, die
das Regenwasser von den Dächern der Gebäude sammeln und der Tröpfchenbewässerung der Grünanlagen zuführen. Bäume konnten nur dort gepflanzt werden, wo ihr Wurzelwerk die wertvolle Infrastruktur nicht stört.
Immerhin wird der Schnurbaum in ein paar Jahren seine mächtige Krone entfalten. Plätze und Wege sind mit
offenporigem und versickerungsfähigem Recyclingmaterial gestaltet. Das neue Bürgerzentrum „MittenIM“
ist ein voller Erfolg. Der Saal ist ausgebucht. Die flexible Einrichtung der Catering-Küche hat sich auch bei großen
Familienfesten bewährt. Das Café ist schon wegen der selbst gemachten Kuchen beliebt. Aber damit ist die
Revitalisierung des Altortes noch nicht am Ziel: Eine Musikschule mit Kinderbücherei soll in den großen Altbau
an der verkehrsberuhigten Schweinfurter Straße ziehen, ein Medizinisches Zentrum soll entstehen, neue Wohnformen
für Senioren und Menschen mit Behinderung sind vorgesehen. (Text: Ira Mazzoni, Jurymitglied)
Standort
Schulstraße 7
Niederwerrn
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Anerkennung
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KategorieKategorie 1: vor 1900
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OrtNiederwerrn
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RegierungsbezirkUnterfranken
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TypologieSchwerpunkt:
Städtebau und Landschaft
Mischnutzung:- Städtebau und Landschaft
- Kultur
- Staat und Kommune
- Verkehr, Straßen, Plätze
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FertigstellungJuli 2024
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Auszeichnungsjahr2025
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Ursprungsbaujahr19 Jhd.
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BauherrinGemeinde Niederwerrn, vertr. durch Bgmin Bettina Bärmann
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ArchitekturSchlicht Lamprecht Kern Architekten, SchweinfurtStefan Schlicht , Christoph Lamprecht , Christian Kern
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Mitarbeit
- Dominik Malucha
- Franziska Klein
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Landschaftsarchitektur
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MaßnahmeBauen im Bestand
- Sanierung/ Umbau/ Revitalisierung
- Lückenschluss/ Nachverdichtung
- Umnutzung/ Nutzungserweiterung/ Mehrfachnutzung
- Erhalt/ Denkmalschutz
- Anbau/ Erweiterung
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Besondere Qualitäten
- Holzbau
- Kreislaufwirtschaft