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Reflexion - Transformation Gymnasium
Neustadt an der Waldnaab
Das Gymnasium ist wieder ein echter Lernort, hineinkomponiert ins Gelände und von der Natur zurückerobert.
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Foto:
mju- fotografie
Ressourcenschonende Modernisierung einer Beton-brut-Architektur.
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Brückner & Brückner Architekten
Wir haben alle Räume hinterfragt und neu gedacht, vieles geöffnet, nach oben, nach innen und nach außen
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Ehemalige Aula: Das Bestandsgebäude des Gymnasiums wurde maximal erhalten, kritische Materialien entsorgt, ein komplett neues Energiekonzept erarbeitet und umgesetzt.
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Brückner & Brückner Architekten
Hinter dem weitgespannten, mit Holz ausgekleidetem Portalrahmen, befindet sich nicht mehr die dunkle Aula mit den niedrigen Akustikdecken, sondern ein zweigeschossiges Foyer mit Lichtdecke.
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Die Natur ist Teil der Fassade. Die verspiegelte Fläche löst die Konturen fast auf.
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Durch die gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten, konnte auf eine kostenintensive Containerauslagerung verzichtet und die Schule im laufenden Betrieb saniert werden.
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Grundriss Gymnasium Neustadt an der Waldnaab
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Brückner & Brückner Architekten
Die Flure bleiben weit, enden aber mit einem Blick in die umgebende Natur, sind echte Kommunikationszonen mit Sitznischen in den Wänden geworden.
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Bestand Flur: Innen bekommt die Schule einen neuen Rahmen. Vorhandene, qualitätvolle Flächen blieben und wurden aufbereitet und in das Gestaltungskonzept integriert.
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Brückner & Brückner Architekten
Aus dem nicht genutzten Innenhof entsteht eine mehrgeschossige Bibliothek mit Vortragsraum und Galerie – das neue Bildungsherz der Schule.
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Der ehemals dunkle Innenhof bekommt eine neue Nutzung und wird zur Bibliothek umgebaut
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Brückner & Brückner Architekten
Außen korrespondieren die alten Betonelemente mit neuen Aluminiumelementen.
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Grundriss EG
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Brückner & Brückner Architekten
Reflexion - Transformation Gymnasium
Unsere Herangehensweise ist konsequent nachhaltig. Der Bestand aus Beton wurde erhalten und ins 21. Jahrhundert transformiert. Ein Projekt, das reflektiert – das Licht, die Natur, den Umgang mit Bestandsbauten und das Lernen. Bildung in Beton aus den 1970er Jahren kann sehr qualitätsvoll sein. Wir unterstützen die Stärken des Gebäudes, das sich schon ein halbes Jahrhundert sozial bewährt hat, und entwickeln aus den Schwächen echte Chancen.
Konstruktion, Materialität, Kosten, Freianlagen
Ziel war die respektvolle, reflektierte, ressourcenschonende Transformation des in die Jahre gekommenen Ensembles in einen energetisch, technisch und funktional zukunftsfähigen Ort des Lernens. Konstruktiv handelt es sich bei der Fassade um eine vorgehängte, hinterlüftete Betonfassade. Die neuen Fassadenteile werden mit Aluminium verkleidet. Konturen lösen sich auf. Der Wald ist Teil der Fassade.
Jurybeurteilung
Auf einem Bergplateau mitten im Wald befindet sich das Neustädter Gymnasium: eine topografisch angepasste,
mehrfach terrassierte und in der Höhe gestaffelte Beton-brut Architektur, die an ein Felsmassiv erinnert. Andernorts
werden solche Bauten der 1970er schlechtgeredet und abgerissen, in Neustadt an der Waldnaab gab es
keine Alternative zum Ressourcen schonenden, umweltbewussten Umbau. Mit der neuen spiegelnden
Eingangsfassade, die umstehende Bäume und den Himmel reflektiert, erscheint das massige Bauwerk allen Ankommenden
zunächst als bewegtes Lichtbild. Der zuvor schattige Ort hat sich in einen hellen Platz verwandelt.
Licht spielt bei der respektvollen Transformation der Schule eine zentrale Rolle. Brückner & Brückner
Architekten haben sich auf die Stärken des 1977 nach den Plänen von Georg Rembeck, Xaver Bogner und
Ferdinand Hasl fertiggestellten Schulbaus konzentriert und Schwächen elegant beseitigt. Die barrierefreie
Erschließung der Schule erfolgt nun von Süden. Für das weitgespannte, großzügig verglaste Portal musste ein vorgelagerter Baukörper abgerissen werden. Die neue Öffnung erleichtert nicht nur die Orientierung, sondern
schenkt dem zentralen, Foyer, Pausenhof und Aula vereinenden Allraum wertvolles Tageslicht. Die Decke über
dem Foyer wurde entfernt, so dass im ersten OG eine umlaufende Galerie entstand. Dadurch können bei
Veranstaltungen der Theater AG oder des Schulorchesters zu den 100 Gästen im Erdgeschoss noch einmal doppelt
so viele auf der Galerie Platz finden. Die Galerie erschließt die Lehrerzimmer, Sekretariate und Besprechungsräume,
die nun nicht mehr abgeschottet sind. Eine LED-Lichtsegeldecke sorgt für eine konzerttaugliche Akustik.
Weiße Wände und Decken, gliedernde Eichenholzpaneele, Eichenholztüren und -fensterrahmen lassen
die Erinnerung an die 70er Jahre mit den typischen apfelgrünen Türblättern, orangen Tür- und Fensterrahmen,
suprematistisch bemusterten Raumstützen und tief hängenden Akustikkassetten vergessen. Aus der ehemals
dunklen Aula ist der strahlende Dreh- und Angelpunkt der Schule geworden. Durch den Abriss des vorgelagerten
Schultraktes auf der Südseite war dort eine neue Fassade zu planen. An den „Schnittstellen“ des
Umbaus ließen die Architekten spiegelpolierte Alucubond-Fassadenelemente anbringen. Die beiden neuen
Fluchttreppenhäuser wurden als Stahlgerüste rechts und links vom neuen Haupteingang postiert und mit Alucubond
so bekleidet, dass sie als Eckrisalite erscheinen. Die typische und gut erhaltene vorgehängte
Strukturbetonfassade des Gymnasiums bleibt insgesamt prägend. Der Beton wurde lediglich abgebürstet.
Für zusätzliche Aufhellung sorgen schmale Alucubond-Bleche, die rhythmisierend in einige der senkrechten
Rillen des Strukturbetons geschraubt wurden. Zu den Stärken des Gymnasiums zählen die weiträumigen
Flure, Klassenzimmer und Fachräume, die so heute in keinem Schulprogramm mehr vorgesehen sind, aber das
tägliche Miteinander entspannen. Die Schulflure erhielten holzgerahmte Fensterwände als Außenabschluss. In
die ehemaligen Garderobennischen wurden hölzerne Sitzbuchten eingebaut, in denen sich Schülerinnen und Schüler zum Gespräch einnisten können. Die neuen, großflächig geteilten Eichenholzfenster der Klassenzimmer
verfügen über tiefe Holzlaibungen, die auch mal zum Sitzen einladen. Die Heizung wird nicht mehr elektrisch
betrieben. Die in der Nähe neu gebaute Hackschnitzel-Energiezentrale sorgt für eine umweltfreundliche Wärmeversorgung.
Brückner & Brückner haben die heute für ca. 600 Schüler ausgelegte Schule lichter, übersichtlicher
und kommunikativer gemacht. Dabei erfolgte der Umbau in drei Bauabschnitten bei laufendem
Lehrbetrieb. Der Wegfall der Containermiete machte zuletzt auch noch den Umbau eines ungenutzten Innenhofes
zur Bibliothek möglich. (Text: Ira Mazzoni, Jurymitglied)
Standort
Bildstraße 20
Neustadt an der Waldnaab
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Anerkennung
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KategorieKategorie 3: 1945 - 1990
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OrtNeustadt an der Waldnaab
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RegierungsbezirkOberpfalz
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TypologieSchulen und Kinderbetreuung
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FertigstellungJuni 2022
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Auszeichnungsjahr2025
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Ursprungsbaujahr1977
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BauherrLandkreis Neustadt a.d.Waldnaab , Neustadt a.d.Waldnaab
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ArchitekturBrückner & Brückner Architekten, WürzburgPeter Brückner , Christian Brückner
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Mitarbeit
- Andrej Maximow
- Günter Horn
- Axel Weidner
- Ramona Ohla
- Klaus Lehner (Subunternehmer Bauleitung)
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MaßnahmeBauen im Bestand
- Sanierung/ Umbau/ Revitalisierung