Nachhaltigkeitszertifikate

In Deutschland werden unterschiedliche Nachhaltigkeitszertifikate angeboten. Die Systeme unterscheiden sich wesentlich hinsichtlich des erforderlichen Arbeits- und Kostenaufwands. Ihr Mehrwert besteht unter anderem in einer vollständigen und umfassenden Dokumentation des fertiggestellten Gebäudes und der Nachvollziehbarkeit der Prozesse. Alle Zertifikate beinhalten nach dem Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit: ökologische, ökonomische und sozialkulturelle/funktionale Qualitäten. Dazu können Aspekte der technischen Qualität, der Prozessqualität und des Standortes je nach Zertifizierungsanbieter einbezogen werden.  

Die Systeme der Bundesregierung sind öffentlich einsehbar und kostenfrei nutzbar. Prinzipien eines nachhaltigen Planungs- und Bauprozesses sind im Leitfaden Nachhaltiges Bauen beschrieben. Die Umsetzung des Leitfadens in eine Bewertung von Kriterien findet in den Steckbriefen statt. Diese Steckbriefe stehen ebenfalls öffentlich zum Download zur Verfügung und können – auch einzeln angewandt werden. Sie geben Impulse zur Optimierung im Sinne der lebenszyklusgerechten Planung, Ausschreibung und Baudurchführung. Mehr Informationen hierzu finden Sie auf dieser Seite unter den Systemen BNB (Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen), NaWoh (Qualitätssiegel Nachhaltiger Wohnungsbau) und BNK (Bewertungssystem Nachhaltiger Kleinwohnhausbau).

Auch die Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. werden auf Anforderung zur Verfügung gestellt. Informationen finden Sie unter der Beschreibung des DGNB Systems.

Grundkenntnisse

Ablauf einer Zertifizierung

Die in Deutschland entwickelten Systeme ähneln sich. Beispielhaft wird hier der Aufbau des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen des Bundes skizziert.

Das Bewertungssystem ergänzt den Leitfaden Nachhaltiges Bauen, der die theoretischen Grundlagen definiert und als Arbeitshilfe für das nachhaltige Planen, Bauen, Nutzen und Betreiben von Gebäuden konzipiert wurde. Das Bewertungssystem setzt dazu Maßstäbe und Qualitätsstufen zur Einordnung und Beurteilung eines Gebäudes im Sinne der Nachhaltigkeit über den typischen Lebenszyklus hinweg. Es werden die drei Säulen der Nachhaltigkeit, ökologische, ökonomische sowie soziokulturelle, sowie funktionale Qualitäten, die je zu 25% zum Gesamtergebnis beitragen, sowie die technische Qualität und Prozessqualität zu 12,5% im Detail betrachtet. Standortmerkmale werden aufgenommen und bepunktet, fließen aber nicht in das Endergebnis mit ein.

BBSR, Berichte Kompakt, Nachhaltiges Bauen, 14/2010

Ca. 40 Kriterien werden in Steckbriefen erläutert und bewerten die vorgenannten Themenfelder. Die Steckbriefe sind einheitlich aufgebaut: einer allgemeinen Beschreibung von Zielsetzung und Zweck des Kriteriums folgt die Erläuterung der Methode zur Festsetzung des Standards. Quantitative und qualitative, teilweise beschreibende (besonders im System NaWoh) Bewertungsmaßstäbe werden gesetzt, die einer Gebäudequalität Bewertungspunkte zuordnet. Die Bewertungspunkte fließen nach festgelegtem Schema mit unterschiedlicher Gewichtung in das Gesamtergebnis einer Zertifizierung ein. 

Das Gesamtergebnis wird dem sogenannten Erfüllungsgrad entsprechend abgestuft dargestellt: im BNB mit Bronze, Silber, Gold.

Eine Zertifizierung sollte im Idealfall direkt bei Projektbeginn starten. Ein Auditor kann mit einem Pre-Check die Potentiale eines Projekts und ein womöglich erreichbares Ziel abschätzen. Werden diese Ziele im Projekt schriftlich fixiert und in den Planungsprozess integriert, kann ein Vorzertifikat im Sinne einer Zielvereinbarung eingereicht und verliehen werden. Im weiteren Verlauf werden durch den Auditor die erreichten Ziele kontrolliert, justiert und dokumentiert. Nach Fertigstellung des Projekts, bzw. des Gebäudes, erfolgt die vollständige Dokumentation durch den Auditor und die Einreichung, Konformitätsprüfung und Verleihung des Zertifikats.

Je nach Zertifikatsanbieter können während der Nutzungsphase weitere Kriterien zertifiziert werden, die z.B. die Qualität der Betriebsabläufe nachweisen.

Zertifizierungssysteme der Bundesregierung

Weitere Zertifizierungssysteme

Förderung einer Zertifizierung

Das Honorar eines Auditors kann teilweise durch ein Förderprogramm der KfW finanziert werden. Konkrete Informationen zu möglichen Förderprogrammen und damit verbundenen Anforderungen erhalten Sie über unsere Experten der Beratungsstelle Energieeffizienz und Nachhaltigkeit BEN.