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Die Energiewende

Kindertagestätte Ecolino in Pfaffenhofen, Architekturbüro Obereisenbuchner

Foto: Florian Schöllhorn

Herausforderung und Gewinn für alle

Mitten im Winter, also zum Zeitpunkt des größten Energiebedarfs der Industrienationen auf der nördlichen Erdhalbkugel, sank 2015 weltweit der Ölpreis. Ein irritierendes Ereignis für die Weltwirtschaft, denn die globale Nachfrage nach Energie zieht zu Spitzenlastzeiten normalerweise entsprechend hohe Preise nach sich. Je nach dem aktuellen Fördervolumen schwankende Ölpreise dürfen allerdings keinesfalls darüber hinwegtäuschen, dass global allein aufgrund des stetigen Bevölkerungswachstums der Energiebedarf immer rasanter ansteigt und die Welt vor immense Probleme stellt.

Laut einer Studie der Vereinten Nationen [1] lebten 2010 etwa 6,92 Milliarden Menschen auf der Erde, 2020 sollen es 7,72 und 2050 rund 9,55 Milliarden sein. All diese Menschen wünschen sich friedliche, gerechte Lebensbedingungen und benötigen ausreichend Nahrung. Sie streben darüber hinaus nach Wohlstand, der zwar bestenfalls zum Weltfrieden beitragen kann, aber in der Regel mit einem hohen Energieverbrauch verbunden ist. Dieser Energieverbrauch könnte die Erde als Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen und damit im schlimmsten Fall die gesamte Menschheit in ihrer Existenz bedrohen. Diskutiert wird deshalb über das Anthropozän, also das Erdzeitalter, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse der Erde geworden ist. Neben dem Klimawandel, dem Erhalt der Biodiversität und den Folgen des Ozonlochs ist die Frage der zukünftigen Energieversorgung zentraler Bestandteil dieser Debatte.

Die politische Weltlage mit den tradierten Lieferbedingungen für fossile Energieträger erweist sich als instabil, die fossilen Ressourcen schwinden [2] und atomare Energieerzeugung bietet keine Alternativen – im Gegenteil, sie verursacht extreme Folgeschäden, und die Frage einer sicheren Atommülllagerung scheint schier unlösbar.

Daher sind alle Nationen und jeder Einzelne mehr denn je zum energetisch verantwortungsvollen Handeln verpflichtet. Die Industrienation Deutschland mit ihrem im globalen Vergleich hohen Energiebedarf hat 2011 als Reaktion auf die nukleare Katastrophe in Fukushima auf politischer Ebene mit dem Projekt »Energiewende« ein Zeichen gesetzt, das unter anderem den Ausstieg aus der Atomenergie vorsieht und die Förderung regenerativer Energien vorantreibt.

Welche Rolle können vor diesem weltpolitischen Szenario (bayerische) Architekten, Innen-, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner spielen? Wie können sie dazu beitragen, die Energiewende zum Erfolg zu führen? Sie können den nationalen Energiebedarf beeinflussen, diesen sogar entscheidend senken und den verschwenderischen Umgang mit endlichen Ressourcen mindern, der nicht nur weltweite Konflikte zur Folge hat, sondern auch langfristige negative Auswirkungen auf Umwelt und Natur.

Mit diesem Ziel entwickeln sie Konzepte für Energielandschaften, für die gebaute Umwelt und für einzelne Gebäude, die helfen, den Ressourcenverbrauch insgesamt zu senken und den Einsatz von regenerativ erzeugter Energie zu fördern. Die Energiewende ist selbst für ein reiches Land wie Deutschland eine sozioökonomische, bautechnische, baukulturelle und ökologische Gratwanderung. Als weltpolitisch relevantes Projekt muss sie gelingen, um andere Nationen zur Nachahmung zu motivieren.

Das Jahr 2050 werden viele der heute Berufstätigen noch erleben. Die im Folgenden aufgeführten Positionen thematisieren, was heute berücksichtigt, geplant und verwirklicht werden muss, damit bis zum Jahr 2050 das Projekt »Energiewende« gelingt, nicht zuletzt durch das verantwortungsbewusste Mitwirken von Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplanern.

[1] www.prb.org
[2] www.bgr.bund.de

Quelle: Stiftung Weltbevölkerung / UN Statistic Division

 

 

FAZ; www. de.statista.com