Bayerische Architektenkammer
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O-Ton aus der Bewertungskommission
Foto: Katrin Schmitt, Grafenau
Sicht eines Planers als Mitglied der Bewertungskommission
Dipl.-Ing. Klaus Neisser, Landschaftsarchitekt, Mitglied des Vorstands der Bayerischen Architektenkammer über die Arbeit der Bewertungskommission:
Bereits seit 2005 widmet sich die Bayerische Architektenkammer verstärkt dem Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden", indem sie jedes Jahr erfahrene Mitglieder in die Bewertungskommission entsendet.
Seit Ende der 1980er-Jahre werde ich regelmäßig als Kommissionsmitglied entsandt, um die Entwicklung unserer bayerischen Dörfer zu beurteilen. In dieser Zeit habe ich mehr als 160 bayerische Dörfer auf der Kreis-, Bezirks- und Landesebene bereist und bewertet. Planende Architekten, Landschaftsarchitekten, Innenarchitekten und Stadtplaner sind meines Erachtens für die Beurteilung der Dorfentwicklung prädestiniert, denn sie befassen sich mit der Zukunft unserer bebauten und unbebauten Umwelt.
Auch 2017/2018 beteiligt sich die Bayerische Architektenkammer wieder inhaltlich sowie finanziell und mehrere erfahrene Mitglieder nehmen wieder mit viel Freude und großem Engagement an den Bereisungen teil.
Bei der Entwicklung unserer Dörfer geht es nicht nur um Fassadenaspekte, sondern auch um Baukultur im Ländlichen Raum. Hier wollen wir einen Beitrag zur Wertschöpfung vor Ort unterstützen; örtliche und heimische Baumaterialen sollen genutzt, leer stehende Gebäude vitalisiert und ggf. modernisiert werden, anstatt den Flächenverbrauch durch den Ausweis neuer Baugebiete auf der "grünen Wiese" zu fördern.
Zur Baukultur gehört auch die Gartenkultur im Dorf. Wenn die Gartenkultur das Angebot der Bau- und Gartenmärkte wiederspiegelt, dann ist das Konsumpräsentation und hat sehr wenig mit Kultur gemein. Beurteilen Sie unter diesem Aspekt einmal die "steinernen und sauberen" Vorgärten im Vergleich zu formalen oder staudenreichen ländlichen Gartenanlagen einschließlich deren Ausstattung – unser Urteil dürfte sicherlich nah beieinander liegen.
Bei der Bewertung eines Dorfes in der Landschaft fühlen sich manche Dörfer in reiner Ackerlandschaft gegenüber den Dörfern der alpinen Erholungslandschaft benachteiligt. Aber die geographische Lage allein darf natürlich genauso wenig ein Urteil beeinflussen wie das Wetter. Manches Dorf hat am Tag des Kommissionsbesuchs "Kaiserwetter", andere Orte fallen in ein Regengebiet. Hier gilt es, höchste Objektivität zu wahren, denn die Werte eines Dorfes werden vom Umgang der Bevölkerung mit ihrem Dorf sowie mit ihrer Landschaft geprägt. Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe – zu der ich allen Teilnehmern regelmäßig gutes Gelingen und viel Erfolg wünsche.
Wenn ich zurückschaue, so erheitern mich zwei Gemeinden bzw. zwei Bürgermeister, die „ihre Dörfer“ in Anwesenheit der geschäftsführenden Beamten mit riesigem Elan präsentierten, ohne die Bürger auch nur minimal in das Dorfgeschehen einzubinden. Das ging natürlich schief. Andere Dörfer wiederum haben anlässlich der Bewertung einen freien Schultag veranlasst und das ganze Dorf auf die Beine gestellt - das Sozialgefüge scheint zu stimmen.