03/2024 Geht doch! Kommunen begegnen mutig den drängenden Herausforderungen der Zeit

Avatar of BEN BEN - 01. März 2024 - Klimaschutz

„Einziehen statt Abreißen – Ausbau einer historischen Scheune zu Wohnzwecken“, Lukas Neuner, Eisenheim; Foto: bildschnitt TV

"Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist."

Viktor Hugo

 

Gemeinden zeigen gute Praxisbeispiel für klimaresilientes Bauen aus dem ländlichen Raum

Es gibt viel zu tun! Um die Weichen für Veränderungen zu stellen, wird ein systematischer Wandel in behördlichen Abläufen notwendig. Aber wo am besten ansetzen? Bis zu 120 Personen aus Kommunalpolitik, Architektur und Stadtplanung sowie den Ämtern für Ländliche Entwicklung kamen jeweils zu den drei Mut-Mach-Fachtagungen "Geht doch! Den Wandel bewusst gestalten" zusammen. An den interessanten Vorträgen und Diskussionen beteiligten sich seitens der Bayerischen Architektenkammer Vorstandsmitglieder, Mitglieder der Strategiegruppe Raum, Boden Fläche, Wohnen und Arbeiten und Berater der Beratungsstelle Energieeffizienz und Nachhaltigkeit (BEN). Die Veranstaltungen fanden in Kooperation mit dem Bayerischen Gemeindetag, der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Schulen der Dorf- und Land- (SDL) bzw. Flurentwicklung (SDF) sowie der Verwaltung für Ländliche Entwicklung in Bayern in der SDL Thierhaupten, der SDF Klosterlangheim und SDL Plankstetten statt.

In den vergangenen Jahren wurde unsere Gesellschaft mit multiplen Krisen und Konflikten unterschiedlichster Art konfrontiert. Täglich erreichen uns neue Meldungen: Corona, Krieg, Artensterben, Energieknappheit, Hitze, Dürre einerseits und Starkregenereignisse mit Hagel und Überschwemmungen andererseits. Allein das Thema "Klimawandel" wird von Vielen als Zumutung empfunden. Doch dieser benötigt unsere volle Aufmerksamkeit, denn er ist Verursacher vieler anderer Nöte und er kann nicht mehr frei von komplexen Folgeerscheinungen bewertet werden. Diese Komplexität der Ursachen und Folgen führt dabei – und das ist menschlich – schnell zu einer Überforderung. Umso wichtiger ist es, zusammenzuarbeiten und voneinander zu lernen. Und zu zeigen, dass wir es in der Hand haben, wichtige Stellschrauben für einen Wandel jetzt zu setzen. Andreas Rockinger, Berater der BEN, sprach beispielswiese zum Potential des intelligenten Wasserrückhalts, der gleichzeitig als Hochwasserschutz genutzt werden kann und zeigte somit, wie trotz den Herausforderungen ein Mehrwert für die Lebensqualität der Menschen geschaffen werden kann.

Ein Feuerwerk mutmachender Beispiele auf dem Land

Es gibt sie bereits, Gemeinden, die mutig und umsichtig den "notwendigen Pfad des Wandels" eingeschlagen haben und dieses Wissen gerne teilen. Sie zeigten auf, dass der Übergang zu einer sozialen, ökologischen und resilienten, also krisenfesten Wirtschafts- und Lebensweise mit vielen unterschiedlichen Ansätzen gelingen kann. Praxisbeispiele aus allen Teilen Bayern beleuchteten am Nachmittag, wie Gemeinden den Herausforderungen der vielfältigen Anforderungen an die Landnutzung, an die Energiewende, an eine zukunftsfeste, gemeinwohlorientierte Siedlungs- und Innenentwicklung innovativ begegnen und zeigen, wie der Wandel bewusst nachhaltig gestaltet werden kann. Wir wissen, diese Initiativen schaffen es nur selten auf die Titelseiten, da oftmals Projekte im städtischen Kontext thematisiert werden. Denn wenn es darum geht, wirksame Klimaschutzmaßnahmen aufzuzeigen, die im Bereich des Bauens erzielt werden, dann stehen häufig die großen Ballungszentren im Fokus. Das Engagement der kleinen Gemeinden und kleinen Städte wird hingegen oftmals unterschätzt. Denn die Vielzahl der Initiativen, insbesondere auch im ländlichen Raum, zeigt ihre Wirkung.

Viele der gezeigten Best-Practice-Beispiele, wie der innovative Holzbau im Projekt "Leben und Arbeiten" in der Gemeinde Kammerstein von hirner & riehl architekten und stadtplaner partg mbb oder der Ausbau einer historischen Scheune in Untereisenheim zu Wohnzwecken unter den Gesichtspunkten der Innenentwicklung und des Ressourcenschutzes (siehe Titelbild und weiterführende Links) von Lukas Neuner, verdeutlichen, dass insbesondere das Zusammendenken von Umbaukultur und Klimaschutz untrennbar ist.

Nicht zuletzt die Pandemie hat die Attraktivität und die Beliebtheit des Lebens im ländlichen Raum aufgezeigt. Bauen im Bestand bietet aber auch die Chance, unsere Ortskerne zu erneuern, mit neuem Leben zu füllen und zugleich deren typische Identität zu wahren. Viele Dörfer befinden sich im Umbruch, und zahlreiche ortsbildprägende Gebäude, wie Scheunen oder Gasthäuser, aber auch Rathäuser, Schulen und Kirchen stehen leer, Bausubstanz verfällt. Dabei prägen oftmals genau diese Alltagsgebäude das Ortsbild entscheidend. Ein wunderbares Beispiel, wie mit dem Engagement Einzelner ein Ortskern neu belebt werden kann, ist das Rote Schulhaus, ein neuer Szeneort in Rinchnach (siehe weiterführende Links).

All diese Beispiele machen Mut. Sie zeigen aber auch: Es gibt keine Patentrezepte. An jedem Ort gilt es nach individuell angepassten und nachhaltigen Lösungen zu suchen. Gerade deswegen ist das Lernen von ausgezeichneten, vielfältigen Beispielen in großen wie in kleinen Kommunen wichtig. Und so waren sich die Vortragenden einig: Damit der Wandel gelingen kann, müssen alle Beteiligten zusammenarbeiten und insbesondere die Bürgerinnen und Bürger vor Ort aktiv einbezogen werden. Dann geht es weiter!

Autorinnen: Katrin Schmitt, Sophie Ziemer

Neuer Kommentar